Englischsprachige Literatur

Patchett Ann

Fluss der Wunder

Bloomsbury, Berlin 2012

Galbraith3

In diesem Roman taucht Ann Patchett ein in das für sie als Amerikanerin exotisch-bedrohliche Amazonasgebiet. Die junge Forscherin Marina Singh arbeitet für die Biotech-Firma Vogel, die in einem entlegenen Indianergebiet am Amazonas eine Forschungsstation unterhält. Da deren eigenwillige Leiterin Dr. Swenson jeglichen Kontakt zu ihrer Firma abgebrochen hat, wird erst Singhs Kollege Anders Eckman auf die Suche nach Dr. Swenson geschickt. Als die Nachricht von seinem Tod in der amerikanischen Mutterfirma eintrifft, wird Marina nach Manaus geschickt, weil sie ein besonders enges, intimes Verhältnis zu ihrem direkten Vorgesetzten Mr Fox hat.

Schon Manaus scheint ihr so bedrohlich fremdartig, dass sie sich kaum alleine auf die Straße traut, obwohl der Leseteufel aus eigener Erfahrung bestätigen kann, dass diese Stadt zwar exotisch, aber keineswegs gefährlicher ist als beispielsweise San Francisco. Und so zweifelt das Leseteufelchen von Anfang an an der Glaubwürdigkeit der Geschichte. Die Handlung ist aber auch absurd überdreht. So forscht Dr Swenson bei dem Indianerstamm der Lakaschi an einem entlegenen Seitenarm des Rio Negro nach den Bedingungen, unter denen die Frauen dort bis ins hohe Alter Kinder bekommen und gegen Malaria immun sind.

Als Marina sie endlich in ihrer kleinen Forschungsstation findet, stellt sich heraus, dass die 70Jährige schwanger ist. Marina gewöhnt sich schnell ein und darf mit den Lakaschifrauen zu einer Lichtung wandern, in der die Frauen die Rinde besonderer Bäume anknabbern, die ihnen die lebenslange Fruchtbarkeit verleiht. Während die Firma Vogel hinter diesem Wirkstoff her ist, will Dr. Swenson stattdessen ein Mittel gegen Malaria finden, es ihrer Firma aber vorenthalten, damit es den Ländern der 3. Welt zu Gute kommen kann. Wie heroisch!

Patchett erweckt den Eindruck, Marina würde am liebsten an diesem entlegenen Urwaldort bleiben, aber schließlich endet doch alles anders als der Leser geleitet wird zu denken. Nicht nur deshalb ist das Ende unbefriedigend.

Patchetts empfindsame Art zu erzählen nimmt den Leser fast gegen seinen Willen gefangen, aber die Story erfordert doch einen zu starken Glauben. Und keine der handelnden Personen wirkt sympathisch, sondern eher ein wenig blutleer.