Diogenes, Zürich 2018

Dennis Lehane (Jg. 1965) ist zwar Amerikaner, aber scheint großen Wert auf seine irische Herkunft zu legen. Außerdem arbeitet er als Filmproduzent, was man seinen Bücher anmerkt, die bisher alle verfilmt wurden. Auch dieser Roman wird sicher bald auf der Leinwand erscheinen. Ob Lehane von Joel Dicker gelernt hat oder dieser von ihm, ist unklar, ähnlich in ihrer Handlungsführung sind sie auf jeden Fall, denn nichts ist so, wie es scheint.

Das muss Rachel Childs, die Protagonistin des Romans, schmerzlich erfahren, als sie nach einer gescheiterten TV-Karriere und einer ebenfalls gescheiterten Ehe von Brian Delacroix aus ihrer tiefen Depression geholt wird. Er, Sohn reicher Eltern und erfolgreicher Geschäftsmann, zeigt unendliche Geduld mit ihren Phobien und führt sie behutsam zurück in die Gesellschaft. Sie heiraten, Rachel wird mutiger, wagt sich wieder unter Menschen und findet heraus, das Brian sie belügt und betrügt. Seine Scheinexistenz bricht zusammen, abenteuerliche Verfolgung und Morde bedrohen das inzwischen zerstrittene Paar.  Die zuvor so lebensunfähige Rachel ist auf einmal die durchtriebenere. Lehane übertreibt bis zum Exzess und das Ganze verliert an Glaubwürdigkeit. Der Autor reichert das Geschehen zusätzlich mit Lebensweisheiten  von profunder Banalität an, was das Leseteufelchen zunehmend verärgert: “Wir altern, während der Rest der Welt zusieht ... aber wir sind die Letzten, die es erfahren.” (S.164)