Englischsprachige Literatur

Keller Julia

Am kalten Fluss

Goldmann, München 2014

Galbraith3

Julia Keller ist eine mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnete amerikanische Journalistin, die mit “Bitter River” (Originaltitel) den zweiten Band einer Reihe um die Staatsanwältin Bell Elkins vorlegt. Der Goldmann Verlag bewirbt den Krimi etwas irreführend mit “Psychothriller”, in Wirklichkeit entwickelt sich die Handlung durchaus gemächlich, mit viel Liebe zur Schilderung von Landschaft und Menschen in dem abgelegenen Bergnest Acker´s Gap in West Virginia.

Die 40jährige Protagonistin ist sicher alter ego der Autorin. Bell hat sich nach einer gescheiterten Ehe mit ihrer Tochter in ihre Heimat zurückgezogen, statt in der Großstadt Karriere zu machen. Sie kennt alle in Acker´s Gap, aber eine Art Vater-Tochter-Beziehung verbindet sie mit Sheriff Fogelsong, mit dem sie im Fall der ermordeten 16jährigen Lucinda Trimble ermittelt. Zudem ist sie liiert mit dem 15 Jahre jüngeren Bauunternehmer Clay, auch eine neue Nuance in der Krimiwelt.

Ähnlich wie bei C.J. Box handelt es sich bei J. Keller um Heimatliteratur im besten Sinne, aufgemotzt durch die Mordermittlung, die sich zu einer terroristischen Bedrohung ausweitet, was die ganze Dorfgemeinschaft in Mitleidenschaft zieht, bis am Ende das Böse, zumindest für eine Zeit, besiegt ist.

Keller malt keineswegs eine ländliche Idylle, sondern beschreibt den Verfall dieses Provinznests mit chirurgischer Genauigkeit. Gerade das aber macht ihren Roman überzeugend. Er erinnert auch an “Still life with Crows” von Lincoln Child, ohne zu kopieren.

Eine interessante neue Stimme auf dem amerikanischen Krimimarkt.