Englischsprachige Literatur

Hay Elizabeth

Wo der Regen fällt

Hoffman&Campe, Hamburg 2001

Galbraith3

 Elizabeth Hay ist eine in Canada anerkannte Literatin, die mit diesem Buch ihren ersten Roman vorgelegt hat. Der Originaltitel “A Student of Weather” gibt die Handlung im Kern wieder, denn so ein Student, Maurice, kommt im Jahre 1938 in die Familie der Hardys in der Prärie von Saskatchewan, um dort das Wetter und die Flora zu studieren. Die beiden mutterlosen Töchter des Hauses, die 17jährige Lucinda und die 9jährige Norma Joyce, verlieben sich in den charmanten jungen Mann, der sich von den beiden gleichermaßen verwöhnen lässt, aber mehr seine Karriere in der Welt der Wissenschaft im Sinn hat.

Während die bildschöne Lucinda brav dem Vater den Haushalt führt und das harte Leben der Farmer in dieser unwirtlichen Gegend klaglos hinnimmt, ist die kleine Norma wenig hübsch, dafür äußerst eigenwillig und bekommt schließlich Jahre später ihren Maurice ins Bett und sich schwanger, indem sie die ältere Schwester austrickst. Die Familie wiederum bekommt eine Erbschaft in Ottawa und verlässt die karge Welt von Saskatchewan. Sie lassen sich im Haus des verstorbenen Onkels nieder und entdecken, dass Maurices Elternhaus schräg gegenüber steht. Als er mit seiner jungen Frau dort zu Besuch kommt, flüchtet Norma nach New York. Umgekehrt kommt sie hochschwanger zurück, als er wieder nach New York geht.

Norma Joyce gelingt es nicht, sich von ihrer großen obsessiven Liebe zu Maurice zu lösen, immer wieder stellt sie ihn, so dass er sich schließlich zwar um den Sohn, aber nicht um sie kümmert. Und so geht es hin und her, zunehmend ermüdend für den geduldigen Leseteufel.

Norma findet Zuflucht in ihrer Liebe zur Natur und ihrer Malerei, die sie aber nur für sich betreibt, und wird älter und älter, wie alle anderen Beteiligten, sofern sie nicht, wie Schwester Lucinda, umgekommen sind.

Inwieweit der Roman autobiographischen Charakter hat, entzieht sich der Kenntnis des Leseteufels, es könnte aber durchaus die Geschichte von Hay´s Mutter sein. Und wie alle autobiographisch gefärbten Romane wirkt auch dieser leicht selbstgefällig, wenn auch Hays feinfühlige Sprachbilder, schon anrühren. So heißt es von Lucindas Verhältnis zu ihrem Vater: “Sie staubt das riesige verletzte Ego ihres Vaters ab, sie versorgt es , führt es auf und ab, tätschelt es, summt ihm etwas vor. Sie macht dieser Riesenrübe von einem Ego Mut, damit es niemals erwachsen wird...” (S.57)