Englischsprachige Literatur

Harper Kyle

Fatum

C. H. Beck, München 2020

Galbraith3

Der Untertitel dieses Sachbuchs ist im Deutschen irreführend, denn es geht dem Historiker Kyle Harper (University of Oklahoma) nicht nur um den Einfluss von Klimaschwankungen auf das Römische Reich, sondern auch um den der zahlreich auftretenden Seuchen.

Im Original taucht deshalb auch “Disease” im Titel auf. In den USA erschien das Buch 2017, also lange vor dem Auftreten von Corona, das der Abhandlung eine beklemmende Aktualität gibt.

Harper erklärt wortreich und erfreulich allgemeinverständlich, wie es dazu kam, dass sich das Römische Reich zu einem umfassenden Weltreich im Mittelmeerraum und weit darüber hinaus entwickelte. Für den Leseteufel, der 7 Jahre lang Lateinunterricht genoss, völlig neu, dass dieses Reich von Anfang an von Malaria und zahlreichen Infektionskrankheiten geplagt war, was auch die geringe Körpergröße der Römer erklärt.  Von 200 v. Chr. bis 150 n. Chr. herrschte im Mittelmeerraum ein Klimaoptimum mit Warmzeit und ausreichend Niederschlägen, was im römischen Kernland zu blühender Landwirtschaft einerseits, zu Malaria aus den feuchtwarmen Gebieten andererseits führte.

Mit der Antoninischen Pest 165 begannen die Schwierigkeiten. Sie wurde über Ratten und deren Flöhe aus Zentralasien eingeführt und rottete große Teile der Bevölkerung und die wirtschaftliche Blüte aus. Das Reich erholte sich wieder bis mit der Cyprianischen Pest 249 - 62 die Krankheit erneut und lang andauernd zuschlug.

Ab 450 kam die Spätantike kleine Eiszeit dazu, mit Justinianischer Pest und Vulkanausbrüchen, die mehrere Jahre die Sonne so verdunkelten, dass es keine Sommer gab. 570 tauchte mit der Geburt Mohammeds und dem darauf folgenden Islam ein weiterer Mosaikstein für den entgültigen Verfall des Reiches auf, ganz abgesehen von den ständigen Überfällen der germanischen Stämme, die irgendwann nicht mehr zurückgeschlagen werden konnten.

Eine sehr interessante Sicht der Geschichte, unbedingt lesenswert.