Englischsprachige Literatur

Gruber Michael

Shakespeares Labyrinth

Aufbau, Berlin 2009

Galbraith3

Michael Grubers Fabuliertalent kann sich ohne Scheu mit dem Umberto Ecos messen, wobei ersterer zusätzlich über eine gehörige Portion Humor und Schlitzohrigkeit verfügt, wie es bei einem ehemaligen Redenschreiber für Jimmy Carter wohl zum Berufsbild gehört. Also ein großes Lesevergnügen, auch wenn es, wie bei “Baudolino” ordentlich durcheinander geht.

Wir lernen den Ich-Erzähler Jake Mishkin kennen, einen wohlhabenden Frauenheld und Anwalt für Urheberrecht, dem ein Literaturprofessor ein englisches Manuskript aus dem 17. Jahrhundert zur Aufbewahrung gibt. Kurz darauf wird der Professor ermordet, und Mishkin gerät in die abenteuerlichsten Verwicklungen.

Die zweite Hauptfigur Albert Crosetti, der etwas unbedarfte Mitarbeiter eines Antiquariats und verhinderte Filmemacher; er entdeckt, zeitlich zurückversetzt, das Manuskript zusammen mit der undurchsichtigen Carolyn, einer Buchbinderin und weiteren Mitarbeiterin in besagtem Antiquariat. Über ihn und die vielen weiteren Figuren wacht der allwissende Erzähler.

Das Manuskript wurde verfasst von Richard Bracegirdle, der beauftragt wurde, Shakespeare auszuspionieren, um herauszufinden, ob dieser nicht doch ein heimlicher Anhänger der Papisten ist und ein Stück über Mary Stuart schreibt, in dem diese, wie bei Schiller, die eigentliche Heldin ist. Dieser letztere Teil des Manuskripts ist schwer verschlüsselt. Mit großem Vergnügen schildert Gruber die Bemühungen der verschiedenen Seiten, den Code zu knacken, denn selbstverständlich ist auch die russische Mafia hinter diesem Manuskript her.

Bis zum etwas enttäuschenden Schluss bleiibt unklar, was es wirklich mit dem geheimnisvollen Fund auf sich hat. Aber dafür wird der Leser außerordentlich gut unterhalten und kann sich auch über die diversen Liebeshändel amüsieren.

Im Original heißt der Roman übrigens, sehr viel passender “The Book of Air and Shadows”.