Englischsprachige Literatur

Barnes Julian

Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln

btb Random House, München 2009

Galbraith3

Julian Barnes (Jg. 46) ist ein arrivierter und mit Preisen bedachter britischer Autor, der unter dem Pseudonym Dan Kavanagh (Name seiner Frau) auch Krimis geschrieben hat.
Mit diesem “Roman” (erschienen 1989) hat er sich jedoch eindeutig übernommen, was angesichts seines ehrgeizigen Sujets nicht überrascht.

Für ihn beginnt die Geschichte der Welt mit der der Arche Noah, die er vom Standpunkt des Holzwurms erzählt, der sich und seinen Clan als blinde Passagiere auf die Arche geschmuggelt hat. Wenig originell, dass Barnes hier die biblische Saga wörtlich nimmt und damit der Lächerlichkeit preisgibt. Einzig interessant, wie er erklärt, dass Tiere wie Drachen, Einhörner und dergleichen Fabelwesen nur deshalb der Sagenwelt angehören, weil Noah sich geweigert hat, sie an Bord zu nehmen.

Im letzten Kapitel “Der Traum” schildert Barnes uns seine Version des ewigen Lebens als fortwährende Wunscherfüllung, was an Sartres “Die Eingeschlossenen” erinnert und so wohl eher der Hölle gleichkommt.

Dazwischen ein heterogenes, gewollt originelles Geschichtenwirrwarr, sehr lose verknüpft durch die literarischen Topoi Arche, Schiffbruch, Berg Ararat.

Barnes, der klassische britische Intellektuelle mit frankophilen Zügen, formuliert mit müheloser Leichtigkeit und eitlem, selbstgefälligem Duktus. Etwas Neues über die Welt hat er zumindest dem Leseteufel nicht mitgeteilt. Selbst sein von allen Kritikern hoch gelobtes halbes Kapitel über die Liebe bleibt schwammig.