Englischsprachige Literatur

Ferraris Zoe

Totenverse (City of Veils)

Pendo/Piper, München 2009

Galbraith3

Im zweiten Krimi von Zoe Ferraris ermitteln wieder Nayir, der Wüstenführer, und Katya, die unerschrockene Pathologin, in Dschidda, der Stadt der Schleier, wie der Originaltitel heißt.

Wieder ist es eine junge Frau, Leila, die grausam ermordet wurde. Diesmal erweitert Ferraris ihr Personal um die junge Amerikanerin Miriam, die mit ihrem Mann Eric in Dschidda lebt, und um Osama, einen Kriminalkommissar, der wie Nayir zwischen muslimischer Tradition und Moderne hin und hergerissen ist. Angereichert wird das Tableau durch Leilas Bruder, der ein Dessousgeschäft (!) mit rein männlicher Belegschaft führt, und einen geheimnisvollen Engländer auf der Suche nach Urschriften des Koran.

Leila, eine geradezu fanatische Filmemacherin, hatte ihn interviewt. Dazu aber auch Prostituierte und Fälle von “Sommerehen”, wie die Saudis euphemistisch ihre schlampigen Verhältnisse nennen. Als auch Eric verschwindet, ist Miriam ohne männliche Unterstützung, ohne die Sprache zu können, in einer verzweifelten Situation. Eher widerwillig lässt sich der sittenstrenge Nayir dazu bringen, ihr zu helfen. Schließlich findet er sich mit ihr in einem Jahrhundertsandsturm in der Wüste wieder.

Natürlich wird alles gut, auch Nayirs Beziehung zu seiner widerwillig angebeteten Katya entwickelt sich positiv, woraus die Handlung einen Gutteil ihrer Spannung bezieht. Und spannend ist dieser Roman bis zur letzten Seite, eigentlich noch besser gelungen als Ferraris Erstling “Die letzte Sure”, weil ihr mit Miriam die Außensicht auf diesen frauenfeindlichen Gottesstaat möglich wird.

Unbedingt empfehlenswert, aber am besten an einem langen Wochenende, denn der Leser wird das Buch nicht vor dem Ende aus der Hand legen können.