Leseteufel Deutsch

Steinfest Heinrich

    Die Möbel des Teufels

Piper, München 2021

Precht

Dies ist der neueste der “Krimis” mit Frau Wolf und Cheng, die inzwischen die Rollen getauscht haben. Sie ist die Privatdetektivin, er der Sekretär. Da beide erst ab der Mitte des Romans aktiv werden, hat der Rollentausch für den Leseteufel wenig Signifikanz.

Vielmehr erfahren wir in epischer, durch üppigen Sprachduktus retardierender Breite von der Lebensgeschichte des Leo Prager, der nach 44 Jahren auf einer fernen tropischen Insel in seine Heimatstadt Wien zurückkehrt, weil seine Schwester dort ermordet worden ist.

Anfangs lässt sich der Leseteufel gern auf die seltsam altmodische, an Doderer erinnernde Erzählweise ein, insbesondere was die Schilderung Wiens angeht. Aber allmählich erwartet der Leser doch einen Handlungsfortgang. Auch sind viele Ereignisse schon schräg, so die Ausgangssituation, dass der 17jährige Leo den Bombenanschlag auf eine Wiener Brücke filmt, dieses Filmmaterial auf seiner Flucht aus Wien mitnimmt und erst 44 Jahre später entwickeln lässt.

Schließlich ist alles mit allem verbunden, der 61jährige Leo, der sein Augenlicht zu verlieren droht, verliebt sich in eine gleichaltrige Wahrsagerin und endlich ist alles aufgeklärt und der Leseteufel kann das dickleibige Werk erschöpft zur Seite legen.

Dass Steinfest bereitwillig Kommentare zu den Zeitläuften abgibt, glaube ich gerne, das kann er vielleicht auch am besten.

“Der dank der vielen Ruhe zu sich selbst gefundene Mensch war möglicherweise nicht besonders glücklich über das, auf was er da gestoßen war.” ( S. 158 )

Einen großen Raum nehmen auch seine Schilderungen der Coronaepidemie ein.